1861, Briefe 202–291
257. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 20. August 1861>
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Liebe Mamma!
Hr. Prof. Buddensieg ist todt! Diese Nacht um zwei Uhr ist er gestorben.
Ach du glaubst nicht, wie mir traurig zu Muthe ist! Wir haben ihn alle so sehr geliebt; wir alle sind außerordentlich ergriffen; überall ist es todtenstill.
Wir wußten es gestern genau, daß er die Nacht nicht mehr überleben würde. Der Doktor hatte es vorausgesagt. Näheres über sein Ende weiß ich gar nicht; man kann auch nicht fragen. Ach, es ist zu schmerzlich! Doch — was Gott thut, das ist wohlgethan! —
— Ihr kommt doch wohl zu seinem Begräbniß heraus; ich muß nun einen neuen Tutor haben und werde H. D. Heinse heute oder morgen darum ansprechen. Wenn du damit einverstanden bist oder etwas dagegen hast, so schreib mir nur auf das eiligste. Denn sonst kommen wir zu spät; Heinse wird viele neue Empfohlne bekommen. Willst Du ihm nicht auch schreiben? — Lebt recht wohl und weinet mit mir, liebe Mamma und Lisbeth!
Dein sehr betrübter Fritz
(Sendet mir ja weiße Wäsche zum Begräbniß.)
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Soeben erfahre ich auch, daß der alte Commissionsrath Teichmann gestern in Kosen gestorben ist. Das thut mir auch von Herzen leid; er war auch mit Prof. Buddensieg so befreundet.
Der liebe Hr. Prof. soll übrigens ein sehr schweres Ende gehabt und in einem zweistündlichen Todeskampf gelegen haben. —
Heute schreiben die Abiturienten