1861, Briefe 202–291
253. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta 5. August 1861>
Liebes Mutterchen!
Es ist jetzt Montag, V4 auf 6 Uhr früh; zum ersten Mal wieder um 5 aufgestanden! — Ich bin noch gar nicht so eingewöhnt und denke noch zu oft an die vergangnen Tage, bin sonst übrigens ganz wohl auf.
Ich danke dir, liebe Mamma, noch vielemal für alle Freuden und Annehmlichkeiten, die du mir in den langen Ferien bereitet hast. Wie oft bin ich im Geiste noch bei euch, wie oft auch in meinem Stübchen; es war doch alles so hübsch gemüthlich!
Frau Prof. Buddensieg habe ich deine Grüße und Wünsche überbracht; es soll jetzt etwas besser gehn; was die Krankheit eigentlich ist weiß man weder hier, noch in Naumburg genau. Jedenfalls rheumatisch. —
Mir fehlen noch meine Morgenschuh und Seife. Wir haben hier viel zu thun und müssen ordentlich arbeiten. Du kannst dir denken, daß das etwas sauer wird, wenn man so lange Ferien gehabt hat. — Grüße Lisbeth schön von mir, sie will mir ja einen langen Brief schreiben! Nicht wahr? Lebe recht wohl!
Dein Fritz
NB. Ich brauche ein kleines Trinkgläschen sehr nöthig