1861, Briefe 202–291
235. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, Mitte Mai 1861>
Liebe Mutter!
Dieser Brief wird dich wohl antreffen, wenn der liebe Besuch schon wieder fort ist; es war doch vorigen Sonntag sehr hübsch und du glaubst kaum, wie ich mich auf die Pfingsttage freue. Sonntag also am ersten Piingstfeiertag, sehen wir uns nicht; willst du mir nicht meine Freunde heraussenden, daß ich mit ihnen etwas spazieren gehe. Sage, ihnen aber, sie möchten um 3 Uhr in Pforta sein und oben herum durch den Wald (du kennst doch meinen gewöhnlichen Weg) kommen. Da unser Spaziergang länger als gewöhnlich dauert, könntest du ihnen ja ein Paar Päckchen Butterbröte mitgeben, daß wir doch etwas zu genießen haben. — Den zweiten Feiertag komme ich also Mittag d.h. ungespeist nota bene. Wenn es nicht schlechtes und nicht zu warmes Wetter ist, können wir den Nachmittag eine kleine Partie machen. — Sende mir aber in diesen Tagen meine Kiste mit der nöthigen Wäsche, besonders Handtücher, baumwollene Strümpfe; denn ich muß bei dem heißen Wetter oft wechseln. Kann ich mir nicht diesen Mittwoch ein paar weiße Hosen anmessen lassen? ich kann es in den heißen, warmen Tuchbeinkleidern nicht länger aushalten. Zu der Reiße brauche ich doch einmal etwas Leichtes. Vielleicht werden sie noch zum Schulfest fertig. — Nun grüße Lisbeth vielemal; ich freue mich sehr auf unser Wiedersehn!
Dein Fritz
Briefpapier und Bücher nicht zu vergessen