1861, Briefe 202–291
231. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Pforta, Ende April 1861>
Liebe Mamma.
Es war doch gestern wunderhübsch in Almrich; wenn wir uns nur längere Zeit hätten sprechen können; die Zeit ist mir allzu schnell vergangen. Aber ich denke mich nächstens einmal loszumachen, damit ich auch wieder einmal zu Hause sein kann. Ich schicke euch heute meine Kiste; sendet sie mir sehr bald wieder; mir fehlt immer noch mein Stiefelknecht. Dann sendet mir meine Lebensbeschreibung, die in dem grünen Kasten liegt; ich brauche sie jetzt zu einer anzufertigenden Lebensbeschreibung. Auch meine Wäsche sendet mir gleich mit, besonders Taschentücher, da mein Schnupfen sonst gar nicht aufhört. Dann auch das versprochne Geld; auch meine Zahnbürste ist mir fortgekommen. Ich weiß nicht, wohin sie sein mag. — Nun weiß ich eigentlich nicht mehr recht, was ich schreiben soll. Wir haben uns ja gestern alles mitgetheilt. Lisbeth schreibt mir hoffentlich einmal einen ausführlichen Brief. Denn ich freue mich immer sehr etwas genaues zu hören. Auch Wilhelm (und) Gustav werden mir hoffentlich in diesen Tagen schreiben. Nun lebe recht wohl, meine liebe Mamma, denke oft an deinen Fritz. Grüße Lisbeth vielemals von mir! Noch eine Bitte: Ich habe gar kein Notenpapier in Pforta! Holt mir welches von Merzyn, groß und recht englinig. Sendet es mir auch mit heraus!
Dein FWNietzsche