1860, Briefe 124–201
169. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 20. August 1860>
Liebe Mamma!
Das war doch gestern Nachmittag sehr hübsch und angenehm. Wir haben uns doch wieder viel erzählt, da wir doch uns so lange nicht gesehen hatten. Nun ich freue mich sehr auf den Dienstag, wo ihr jedenfalls doch heraus kommt. —
Etwas Trauriges hatte ich gestern mitzutheilen vergessen, daß nämlich ein Alumnus Hentschel aus Weißenfels in den Ferien erkrankt und am Nervenfieber gestorben ist. Zum Begräbniß sind viele nach Weißenfels gereist. Es wurde auch in Pforta ein feierliches Ecce gehalten. —
Ich sende heute eine ganze Kiste voll Wäsche nebst den Stiefeln. Mir fehlt aber auch alle Wäsche, was soll ich denn zum Bergtag anfangen? Vorhemdchen, Handtücher und Hemden brauche ich recht nöthig. Sende mir dies doch recht bald!
Mehr kann ich nicht schreiben. Es ist 5 ¼ Uhr noch recht düster. Ich freue mich doch so sehr, daß ihr nun wieder da seid. Grüße Lisbeth und Tante und Onkel viele, viele mal von mir!
In Hoffnung auf Dienstag!
Dein FWNietzsche
N.B. Ich werde und muß dir nächstens viele von den Kleidungsstücken schicken, da überall zerissen ist, Knöpfe fehlen — —