1860, Briefe 124–201
167. An Rosalie Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 12. August 1860>
Liebe Tante!
Sowohl um dir zu berichten, daß ich glücklich in Pforta angekommen bin, als auch ins Besondere, um dir noch viele mal für Deine große Güte zu danken, schreibe ich dir jetzt gleich. Ich habe mich nicht allzu sehr anzustrengen gebraucht um glücklich und zur rechten Zeit zurückzukommen, habe auch alles ohne Schaden mitgebracht. Das kleine Streichholzkästchen macht mir sehr viel Freude; bitte, danke den lieben Tanten in meinen Namen noch viele mal; Auch das Notenpapier ist vollständig das Richtige; ich kann mir es nicht passender wünschen. Auch noch meinen wiederholten Dank für den schönen Kaffee und Kuchen; Du hättest nur nicht so viel Umstände zu machen brauchen, denn ich bin gar nicht so splendid gewöhnt. —
Wenn nur die Mamma noch Dienstag kommt! Vielleicht käme sie dann Mittwoch während unsrer Spaziergangszeit heraus.
Dann müßte sie freilich schon ½ 1 in der Grotte über Pforta sein; ich werde mich da auf jeden Fall dort einfinden. Das wäre doch eine köstliche Ueberraschung! Sonst bin ich den ganzen Nachmittag durch Stunden beschäftigt. Ich werde mich aber nächsten Sonntag auf die Ankunft der Mamma loszumachen suchen. —
Lisbeths Geburtstag könnte ja dann diesen Tag gefeiert werden. die Mamma schriebe dann vielleicht einen Brief, worin sie als Hauptpunkte ihre Ankunft und Lisbeths Geburtstag angebe. Ich möchte Lisbeth gern so ein kleines Tintenfaß für Reisen schenken, da sie sich das sehr gewünscht hat. —
Nun lebe wohl, liebe Tante! Noch den herzlichsten Dank
Deines dich innig liebenden
FWNietzsche