1860, Briefe 124–201
134. An Wilhelm Pinder in Naumburg
<Pforta, 17. März 1860>
Lieber Wilhelm!
Ob ich schon hoffe, dich morgen länger zu sehen und zu sprechen, so möchte ich dir doch noch heute am Tage vor deiner Confirmation ein paar Zeilen senden, vor allen, um dir zu sagen, daß ich in dieser Woche besonders viel an dich gedacht habe und im Geiste bei dir gewesen bin. Du lebst ja jetzt in einer ernsten Vorbereitungszeit, wo alle Gedanken und Sinne nur auf das Eine, was noth thut, hingerichtet sind, wo die heiligsten Entschlüsse und Vorsätze für das zukünftige Leben gefasst werden. Denn mit dem ernsten Gelübde trittst du in die Reihe der erwachsenen Christen ein, die des theuersten Vermächtnisses unsres Heilandes für werth gehalten werden, um durch den Genuß desselben ihrer Seele Leben und Seligkeit zu finden. Ich wünsche dir nun hiezu den reichsten Seegen des Herrn, daß er dich zu einem würdigen Empfang seiner Gottesgaben mit seiner Kraft stärke und auf dich auch fernerhin stets das Füllhorn seiner Gnade ausgieße. Mit diesem Wunsche und in der frohen Hoffnung auf baldiges Wiedersehn verbleibe ich
Dein dich herzlich
Liebender Freund
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