1870, Briefe 55–117
94. An Franziska Nietzsche in Cainsdorf
Erlangen (in Bayern) mein „Hauptquartier“. <vermutlich 20. August 1870>
Den wärmsten Gruß zuvor!
Ein Paar Worte, damit Du keine Beunruhigung hast. Wir sind noch in Erlangen und werden durch unsre fortwährende Thätigkeit am Hospital ganz zu Wundärzten und Chirurgen. Ein Turco und ein Preuße werden von mir behandelt. Am Montage gehen wir mit meinem Collegen Ziemsen, dem Direktor der hiesigen Klinik und einigen Ärzten nach Metz und Verdun ab, auf die Schlachtfelder der letzten Tage. Wahrscheinlich folgen wir dann der deutschen Armee bis nach Paris, wenigstens wenn es nach unserm Wunsche geht. Wir erwarten ein ungeheures Arbeitsfeld und viel Beschwerde. — Briefe schicke nur nach Erlangen, per adr. Herrn Professor Dr. Plitt, unter meiner vollen Adresse. Es wird vielleicht hier und da einmal unmöglich sein, Briefe direkt an mich zu befördern, weil unser Aufenthaltsort schnell wechselt. Doch werde ich und Plitt alles so praktisch wie möglich verabreden. Die bayrischen Feldpostbriefe gehen sehr langsam und unregelmäßig. Dies schreibe ich nur, damit Du bei ausbleibenden Nachrichten von mir nicht gleich Angst bekommst, zu der wirklich gar kein Grund vorhanden ist.
Mit den besten Wünschen für Dich und mich und den schönsten Grüßen an Onkel und Tante
Dein Fritz N.
Auf welche Weise hat Rudolf sich jetzt bethätigt? Ich erwarte alle meine Freunde im Felde.