1870, Briefe 55–117
84. An Friedrich Ritschl in Leipzig
<Basel,> 12 Juli 70. Temperatur: 29 Grad R.
Verehrtester Herr Geheimrath,
so will ich denn nur fortschicken, was ich habe, nichts mehr und nichts weniger als die editio des Certamen (etwa 25 Druckseiten)
Es war wirklich ein arg gequältes halbes Jahr, zuletzt noch mit wahrhaft tropischem und wochenlang gleichmässigem Sonnenbrande. Dazu musste ich 2 Wochen zu Bette liegen und bin jetzt an meinem linken Fusse noch etwas leidend.
In diesen Tagen bekommt Klette einen Aufsatz von mir, den ersten, der sich mit dem Certamen befasst
Ihre Frau Gemahlin hat mir für übermorgen ihre Ankunft angekündigt: wie freue ich mich, sie in der Schweiz begrüssen zu können.
Mein mir ganz unschätzbarer Freund Rohde hat mich in Basel auf einige Zeit besucht: inzwischen wird er wohl auch bei Ihnen gewesen sein. Er will die erste Correctur des Ἀγών übernehmen; haben Sie seine Hamburger Adresse?
Und nun verzeihen Sie, dass ich schon wieder verstumme: unsere Stimmung ist nachgerade eine ganz unmögliche.
Ihr getreuer
Friedrich Nietzsche.