1870, Briefe 55–117
87. An Franziska Nietzsche in Cainsdorf
<Basel, 19. (eigentl. 16.) Juli 1870>
Nun noch einige Worte von mir, geehrteste, uns zugehörige Mutter! Alle unsre schönen Anlagen und Auflagen im Gesicht usw. scheinen nun jetzt wieder zum + zu gehen! Bei Dir durch unablässiges Plagen und Schaffen, bei mir durch die schreckliche Noth, in die uns der heutige Tag mit seiner französischen Kriegserklärung gestürzt hat.
Nun habe ich noch die Sorge, Lisbeth wieder glücklich in Deine Arme zu befördern.
Wir haben so heiter noch in der Abendröthe des Friedens gelebt. Nun bricht das gräßlichste Ungewitter aus.
(Endlich auch bin ich betrübten Muthes, Schweizer zu sein! Es gilt unsrer Kultur! Und da giebt es kein Opfer, das groß genug wäre! Dieser fluchwürdige französische Tiger!)
Lebt recht wohl: Das Wort hat jetzt mehr Sinn, da alles alles zweifelhaft wird. Sage der lieben Tante meine wärmsten Wünsche. Dir selbst schönsten Dank für Deine Schweizer Reise! Es hat Dir doch gefallen? Nicht? —
F.