1863, Briefe 340–403
392. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Pforta, 19. Oktober 1863>
Liebe Mamma und Lisbeth!
Indem ich hoffe, daß dieser mein Brief euch noch in Naumburg treffen wird, schreibe ich. Es folgt also heute dieser Ueberzug mit der Kiste, in der ihr mir alles was ich noch brauche übersendet. Das betreffende Buch sendet nur wieder zu Domrich, das andre werde ich selbst besorgen. Recht schade wars, daß ihr den schönen Fackelzug auf unsern Höhen nicht gesehn habt, und die vielen Freudenfeuer. Gestern war großer Aktus, wo Pr. Steinhart eine schöne Rede hielt. Ich habe nur leider zu viel zu thun und kann kaum zu diesen Zeilen Zeit finden.
Also nun sehn wir uns eine lange Zeit nicht. Bleibt nur alle recht wohl und tragt dazu bei, daß der Onkel Edmund sich bald wieder wohl befinde. Sonntags werde ich also öfters, wie z.B. nächsten Sonntag, die Tante Rosalie besuchen, mitunter auch nach Kösen zu Geh<eim>raths Backs. — Die betreffend<en> Stiefeln passen mir sehr knapp über der Spanne, aber es muß gehn.
Ihr werdet mir aber doch einige male von Gorenzen aus schreiben, ausführlicher schreiben? Ich erfahre so sehr wenig. Ueber die Weihnachtsreise werde ich euch später meinen Plan mittheilen. Auf die projicirte Harzreise im Winter freue ich mich mehr als wenn es im Sommer wäre. Sage das dem Onkel und grüße ihn recht schön.
Nun lebt recht wohl und denkt mitunter an mich!
Euer Fritz.