1863, Briefe 340–403
342. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, Februar 1863>
Liebe Mamma.
Nachdem meine Schuhexpedition gestern ziemlich resultatlos verlaufen war, bin ich auf dem Hinwege nach Pforta noch in Almrich eingesprungen, um noch Abschied von einem Primaner zu nehmen, den das Mißgeschick getroffen hatte geschaßt zu werden. Ziemlich die ganze Prima war zugegen, denn der Arme war allgemein sehr beliebt; der Abschied war natürlich sehr traurig. —
In Pforta brachte mir der Schneider meinen Anzug; er scheint leidlich zu passen. Den Rock hat er noch einmal mitgenommen. Heute nach Mittag ist wieder eine große Probe im Turnsaal, die Sache ist ziemlich langweilig. Ich freue mich indessen nicht wenig auf die Fastnachtstage; ich gedenke sie in Pforta möglichst lustig zu verleben, man kommt doch einmal auf eine kurze Zeit aus dem ewigen Trott heraus; Tag für Tag geht das so langweilig hin; wenn nur die Osterferi<e>n bald da wären! Mit Heinze habe ich im Betreff Kletschkens gesprochen, das Gespräch war sehr kurz und kühl „Sie sind ja nur noch anderthalb Jahr da“ sagte er.
Heinze ist übrigens Oldenburgscher Professor geworden, aber jetzt noch nicht so zu titulieren, sondern erst von dem Tage seines Aufenthalts in Oldenburg an. Auch eine Direktorstelle an einem preuß. Gymnasium ist ihm angetragen worden, die er natürlich ausgeschlagen. — Orden zum Kotillon und Tanzkarten sind natürlich schon bestellt, ich denke, die Sache soll nicht ungemüthlich werden.
Der Zweck meines Briefes ist übrigens, vor allem dich um Geld zu bitten für Fastnachten, ich bin abgebrannt wie eine Kirchenmaus und doch in der dringenden Lage, Geld, möglichst viel Geld zu brauchen. Meine Zeitungen habe ich auch noch zu bezahlen. Thue ein Uebriges, liebe Mamma und übersende mir irgend einen kleinen Wechsel und hilf mir und meiner Kasse wieder auf die Beine. Auch bei Eisentraut habe ich noch einiges zu bezahlen. Also wie viel ich brauche, wird dir klar sein. Einen Thaler habe ich ja so noch von Weihnachten her bei dir liegen. Lege noch einen hinzu und ich bin sehr zufrieden.
Dein Fritz.
Uebersende das Geld mit den Strümpfen, Weste, Slips. Viele Grüße an Lisbeth und den Onkel.