1862, Briefe 292–339
305. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, Mitte Mai 1862>
Nur ein paar Worte, liebe Mamma! Du willst also diese Woche bestimmt verreisen? Und wie lange etwa? Es muß jetzt wunderschön im Harz sein, jetzt wo alles grünt und blüht. Wie wird es denn nun mit der Wäsche? die wird wohl in Pforta gewaschen? Und wohin begebe ich mich Pfingsten? Da sehen wir uns wohl bis Hundstage nicht wieder es sind ungefähr 8 Wochen. — Bis zu deiner Abreise sende jedenfalls also noch die gesammte Wäsche nebst Verzeichniß und außerdem ein kleineres Glas zum Wassertrinken an der Quelle, das ich sehr nöthig brauche. Wenn du mir auch ein Büchschen Pomade senden könntest, wäre mir es sehr lieb, da meine Haare zu trocken sind. — Laß mir doch auch noch eine Anzahl von Heften machen, alle von solchen Papier, wie das Papier, worauf ich hier schreibe, etwa zwei große blaue Hefte von je vier Bogen und zwei kleine starke Oktavbücher, jedes etwa 10—15 Bogen stark mit einem festem schwarzen Pappdeckel ohne alle Etiquette oder Schild; ich weiß nicht, wie du es nennst. Diese Hefte brauche ich als Geschichtscollektaneen. Bitte besorge dies mir sobald als möglich. — Wenn du mich diese Woche sehn willst, so komme doch Dienstag, da bin ich von 5—7 Abends frei. Oder Mittwoch Abends um diese Zeit. Oder Donnerstag von 4—5, oder Freitag von 4—5. Da wollen wir uns noch einmal sprechen. Und nun leb wohl! Noch schönen Dank für deinen lieben Brief und das Gesendete! Der neue Geistliche ist angekommen; er heißt Kletschke und hat etwas Buddensiegähnliches.
Dein dich herzlich liebender
Fritz.