1862, Briefe 292–339
293. An Franziska und Elisabeth Nietzsche in Naumburg
<Pforta, vermutlich 18. Januar 1862>
Liebe Mamma!
Ich freue mich sehr auf morgen, daß wir uns etwas länger in Almrich sehn. Ich habe Brief mit Kiste empfangen und danke schön, daß ihr mir alles geschickt habt. die Morgenschuhe sind etwas eng. Soviel ich übrigens weiß, feiert Prof. Keil nächsten Donnerstag sein 25jähriges Amtsjubiläum. — Ich habe jetzt immer sehr viel zu thun; was unser Spielen zu Fastnachten anbetrifft, läuft diesmal alles sehr schief ab. Das zweite Stück, das wir vorgeschlagen haben, ist von Prof. Korssen nicht genehmigt. Ein drittes hat uns jetzt Prof. Koberstein vorgeschlagen; wer weiß aber, wie lange es dauert, daß wir das vom Buchhändler bekommen? — die Kälte ist jetzt ganz greulich ungemüthlich; erfroren habe ich aber, so viel ich glaube, noch nichts. — Sendet oder vielmehr bringt mir morgen doch eine Anzahl Taschentücher mit! Ich habe mich von Weihnachten an mit 2 Schmutzigen behelfen müssen. Ueberdies bitte ich dich sehr, mir doch mein zu Weihnachten geschenktes Geld mitzubringen, das ich jetzt für folgende Ausgaben sehr nöthig brauche: 15 Srg. für das Zeitunghalten, die ich euch übrigens von Zeit zu Zeit schicken kann, wenn ihr mir sie gut aufzubewahren versprecht. 20 Srg. für ein Buch il principe, das wir in unserm italienischen Kränzchen lesen und anschaffen und 15 Srg. für Klassengeld hauptsächlich zur Bestreitung unsrer Schauspielkosten. — Bitte, vergiß das ja nicht es sind sehr nothwendige Ausgaben. Ich hätte mir das Geld freilich lieber zu einer Hundstagsreise aufgespart, (zu der noch 2 Th. von meiner Nürnbergreise und 3 Th. vom Geburtstag da sind) aber ich brauche es jetzt notwendiger. Grüße Lisbeth recht schön von mir und sage ihr, sie möchte doch ja morgen mit nach Almrich kommen, ich hätte sie etwas zu fragen. — Den Kasten übrigens habe ich nicht zerbrochen, sondern in dieser Weise demolirt in Pforta vorgefunden, wie ich von Naumburg aus den Ferien kam. Er ist wahrscheinlich von den vielen Kisten, die drauf gestanden haben, zerdrückt worden.
Nochmals, in Hoffnung auf
morgen!
Euer Fritz.