1858, Briefe 17–46
42. An Franziska Nietzsche in Naumburg
<Pforta, kurz vor dem 8. Dezember 1858>
Liebe Mamma!
Die Schachtel und den Brief habe ich bekommen und ich schicke sie dir gleich zurück. — die schöne Zeit kommt nun immer näher; die Spannung wird immer größer; die Wünsche und die Erwartungen sind in wechselnder Bewegung. Noch zwei Wochen! Die Zeit vergeht mir nie so langsam wie jetzt, nie wünschte ich mehr, daß die Zeit Flügel hätte; denn jetzt kommt sie mir sehr träge vor. Mein ziemlich vollständiger Wunschzettel ist nun:
1.
Nibelungenlied.
Hoffmanns Novellen.
Das befreite Jerusalem. (Dieselbe Ausgabe —)
2.
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Mozarts Requiem.
3.
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Haydns Jahreszeiten.
Gebundene Octavbücher für Biographie
und Gedichte.
Wachsstock. Nüsse. Papier.
Pfefferkuchen, usw. — — ? — — — — ? —
Nun, das sind meine Wünsche. Ich weiß nicht, ob sie erfüllt werden — — — — — nun, 2 Wochen noch!!! — — —
Du wirst dich langweilen, wenn ich in allen Briefen dasselbe bringe. Aber es geht nun einmal nicht anders in der schönen Weihnachtszeit. Sei deßhalb nicht böße! Es ist nun einmal jetzt mein liebster Gedanke und Du kannst dir kaum denken, wie ich mich darauf freue. Nun, lebe wohl, komm doch einmal heraus! Mittwoch von 2—3 würden wir uns sehen können. Das wäre sehr hübsch. Nun adieu! Viele Grüße
Dein Fritz.
Was soll ich euch zu Weihnachten schenken?? Zeit und Geld habe ich nicht. Was ist zu thun? Schreib mir doch. Antwort. — Wenn ich wünschen darf, so wünsche ich mir statt des Buches unter I, das ich ausgestrichen habe, lieber 10 Sgr; da gehe ich dann zu Domrich und wähle mir selbst. — —