1858, Briefe 17–46
23. An Franziska Nietzsche in Naumburg
Pforta. d. 9ten Oct. 1858.
Liebe Mutter!
Du wirst dich sicher wundern, daß ich schon wieder schreibe. Als ich heute meinen Brief abgab, empfing ich den lieben Deinigen. Ich habe mich sehr darüber gefreut und danke noch vielmal. Grüße auch die Tante vielmal und sage ihr, ich würde an den nächsten Sonntage kommen, wenn es irgend möglich ist. Du wünscht ein Verzeichniß von allen was ich brauche. Hier folgt es; was noch fehlt, findest Du in den Briefen.
Brille Schere. Tinte. Damenbrett
Heftzeug. Stiefelknecht. Morgenschuh
Steckenadeln. Schocoladenpulv. Kandel.
Octavbücher. (vergleiche den 1 und II Brief)
Miethe nur ein Klavier bei Häneln; ich sehne mich sehr, wieder ein mal zu spielen; dann schicke mir meine Uhr und Morgenschuh. — Bis jetzt geht es mir recht wohl, ich hatte mir Pforta weit ungemüthlicher gedacht als es ist; dennoch aber läßt sich kein Vergleich machen zwischen Pförtner und Naumburger Gemüthlichkeit. Auch in der Klasse ist es bei weiten strenger. Ich kann aber aufstehen wenn ich will und da ich alle Morgen um 5 Uhr aufstehe so schreibe ich dir allemal einen Brief. Sonst hätte ich nicht Zeit dazu. Ein andermal werde ich mehr schreiben. Schicke mir nur ja alles, was in den drei Briefen stand. Viele herzliche Grüße an alle, die meiner gedenken.
Dein Fritz.
Al<umnus> P<ortensis>
Vergiss meinen Geburtstag nicht! Du kannst mir recht gut einen Kuchen schicke<n>, da blos 8 in meiner Stube sind. Sehr lieb wäre mir auch ein Kasten, ähnlich wie mein Grünen, wo ich alles wie Bleistift, Schere, Nähzeug hineinstecken könnte.