1868, Briefe 559–606
589. An Friedrich Ritschl in Leipzig
Naumburg Sonnabend. <19. September 1868>
Hochverehrter Herr Geheimrath,
glücklicherweise haben Sie mir doch schon einmal (vielleicht vor anderthalb Jahren) angedeutet, in welcher Form die Anfertigung des index vor sich gehen solle; denn ohne diese Andeutung wäre es ja meinerseits dreist und unbesonnen gewesen, an das Werk heranzugehn, das, wenn man erst über die Hälfte hinaus ist, im Ganzen und Großen beinahe unverbesserlich ist: stat mole sua. Ich habe also, Ihrer Angabe gemäß, folgende Rubriken gemacht
Aa
Griechische Autoren
}
Schriftsteller
Ab
Lateinische Autoren
register
B
Grammatisches
Fachregister
Metrisches
Historisches
Archaeologisches
Topographisches
Zur lat. Epigraphik
Zur griech. Epigraphik
Ca
griechisches Wortregister
Cb
lateinisches Wortregister
Da
Stellenregister für griechische Autoren
Db
Stellenregister für lateinische Autoren
In wie weit ich nun Ihren Absichten nachgekommen bin, bitte ich aus der mitgesandten Probe zu beurtheilen; es ist dies ein Auszug des 15ten Bd., nach den angegebnen Rubriken. Wenn sämmtliche Bände in dieser Art fertig sind, werden sie in abertausend Stückchen zerschnitten, nach den vorgeschriebnen Orientierungslettern sortirt und endlich in der gewonnenen Ordnung eingeklebt: eine Methode, die mir nach einigem Nachdenken als zeit- und mühesparend erschienen ist und die den Vortheil hat, daß sie das Umschreiben des ganzen index unnöthig macht, durch welches Umschreiben viele Fehler entstehen würden, mindestens entstehen könnten: dem vorzubeugen wäre.
In der bezeichneten Art sind fertig Band 1—13. 15—21. Noch nicht in meinen Besitz gelangt ist Heft 4 vom Jahrgang 1867 und alles, was dieses Jahr erschienen ist.
Wenn der index fertig aufgeklebt vor mir liegt, läßt sich noch vieles im Einzelnen nachbessern, besonders um eine größere Uniformität zu erzielen. (Z.B. ist es mir bei mehreren Autoren nicht möglich gewesen, aus zeitweiligem Mangel an Büchern, alle Citate nach einer Ausgabe zu regulieren.)
Soweit über den index. Im Oktober siedle ich wieder auf ein halbes Jahr nach Leipzig über; vielleicht kommt dann auch eine Gelegenheit zur Promotion, für die ich eine commentatio altera de Laertii Diogenis fontibus im Sinn habe. — Oder, wenn Sie wollen, de Aristotelis librorum indice Laertiano oder Analecta Democritea oder quaestiones Cynicae oder de fontibus Latinorum artis veterinariae scriptorum!! usw. mit Grazie in infinitum.
Was schließlich den Candidaten Volck betrifft (der übrigens älter als ich ist), so bin ich betrübt, ihm bis jetzt noch nichts Günstiges mittheilen zu können. Jedenfalls aber bin ich Ihnen für Ihre Bereitwilligkeit zu helfen und zu nützen von Herzen dankbar. Und Sie verzeihn mir, daß ich mich so ungestüm an Sie wandte? Ich war wirklich etwas desperat, so dringlich angegangen zu werden, ohne einen andern Weg zu wissen, auf dem dem armen Manne zu helfen sei.
Mit den ergebensten Empfehlungen an Ihre verehrte Familie
verbleibe ich
Ihr treuer Schüler
Friedr. Nietzsche.